Landwirtschaftliche Ziegenhaltung

Auf dem Ziegenhof am Ströhn liefern 100 Milchziegen die Milch für den leckeren Ziegenkäse. Die Ziegen genießen im Sommer den Weidegang mit freiem Zugang zu ihrem Laufstall auf Stroh. Sie fressen frisches Gras auf der Weide und werden im Melkstand mit Getreide gefüttert. Im Winter wird das Gras durch Runkelrüben ersetzt. Heu und Grassilage steht den Ziegen ganzjährig zur Verfügung. Mit dem Ziegenmist aus den Ställen werden die hofeigenen Ackerflächen gedüngt. Die Milchziegen werden täglich zweimal, morgens und abends, mit einer Melkmaschine gemolken. Sechs Ziegen können gleichzeitig gemolken werden. Durch ein Rohrsystem gelangt die frische Milch gefiltert in die Kühlung in der Milchkammer. Hier lagert sie gekühlt bis zu ihrer täglichen Verarbeitung.

Die Ziegenlämmer werden fünf Monate nach dem Decken geboren. Eine Ziege bekommt im Durchschnitt Zwillinge, manchmal Einlinge bzw. Drillinge, selten Vierlinge und mehr. Erfahrungsgemäß sind ein Drittel der Ziegenlämmer weiblich und zwei Drittel männlich. Von Januar bis Mai ist Lammzeit. „Osterlämmer“ sind Ostern geboren oder Ostern schlachtreif.
Die Zicklein werden nach der Geburt von den Ziegenmüttern getrennt. Die Bindung von Ziege und Lamm ist in zu dem Zeitpunkt noch wenig ausgeprägt. Eine Trennung nach mehreren Tagen oder Wochen könnte bis zur Futterverweigerung auf beiden Seiten führen. Bei einer frühen Trennung gewöhnen sich die Zicklein gleich an den Züchter, der sie immer füttert und versorgt und Mehrlinge lassen sich so einfacher aufziehen.
Die 40°C warme Milch wird den kleinen Lämmern in Schüsseln gereicht, sie brauchen keine Nuckel, und dürfen 2mal pro Tag satt saufen. Acht Tage lang bekommen die Zicklein die Biestmilch der Mütter. Dann werden sie auf Milchaustauscher umgestellt. Milchaustauscher ist ein spezielles Milchpulver für Ziegenlämmer, dass in warmes Wasser eingerührt wird. Nach ein paar Tagen knabbern die Zicklein das erste Heu. Nach einer Woche versuchen sie schon Kälbermüsli zu fressen.
Die Ziegen lassen sich meistens problemlos vom Züchter melken. Vom Instinkt her wissen die Ziegen, dass nach dem Lammen das Zicklein, in diesem Fall der Züchter, das Euter berührt. Außerdem liegt ein weiterer Vorteil der frühen Trennung in der Wirtschaftlichkeit. Nach acht Tagen kann man bereits mit dem Verkäsen der Ziegenmilch beginnen. Nachdem sich die Zicklein an den Milchaustauscher gewöhnt haben, werden Zucht- und Schlachtlämmer getrennt.

Zuchtlämmer sind grundsätzlich alle weiblichen Lämmer und zwei bis drei Bocklämmer, die voraussichtlich zur Körung geeignet sind. Alle anderen Bocklämmer sind Schlachtlämmer. Bei den Zuchtlämmern wird die Tränkemenge bis auf ein Liter pro Mahlzeit bzw. zwei Liter pro Tag gesteigert. Zusätzlich werden sie mit Heu und Kälbermüsli gefüttert. Trinkwasser steht ihnen immer zur Verfügung. Die Zuchtlämmer bekommen nach 12 Wochen Milchtränke nur noch feste Nahrung, wie Heu und eine Getreidemischung. Die Geschlechtsreife beginnt im Alter von vier bis fünf Monaten. Spätestens jetzt sind die weiblichen und männlichen Tiere zu trennen. Die Jungböcke beginnen in dieser Zeit bereits zu treiben und können möglicherweise schon zur Zucht eingesetzt werden.

Der Landesverband der Ziegenzüchter für Westfalen und Lippe e.V. führt Anfang August eines Jahres, die Körung der Jungböcke mit einer anschließenden Versteigerung durch. Die Zuchtreife liegt bei den Jungziegen bei etwa sieben bis acht Monaten. Man sagt, eine Ziege soll ein Jahr alt sein, wenn sie lammt. Auf einer Verbandsschau im Juni werden die Jungziegen ins Herdbuch aufgenommen.

Die Schlachtlämmer werden nach der Umstellung von Ziegenbiestmilch auf Milchaustauscher an das Trinken mit einem Nuckel gewöhnt. Jetzt werden sie in den großen Laufstall eingestallt. Hier können sie an einem Tränkeautomaten Milch trinken. Je nach Bedarf der Ziegen werden rund um die Uhr kleine Mengen Milchaustauscher frisch und warm automatisch angerührt. Mit zunehmendem Alter trinken die Lämmer bis zu drei Liter Milch pro Tag. Außerdem wird den Lämmern Wasser, Heu und Kälbermüsli, als feste Nahrung angeboten.
Das Fleisch der jungen Lämmer, die überwiegend Milch zu sich nehmen, ist hell. Je mehr feste Nahrung ein Lamm aufgenommen hat, umso dunkler wird das Fleisch. Die Schlachtlämmer werden oft nur 10 Wochen alt. Bocklämmer sollten spätestens mit vier Monaten, auf jeden Fall aber vor der Geschlechtsreife, geschlachtet werden. Um ganzjährig Ziegenlammfleisch anzubieten, kann man im Herbst einzelne Ziegen später decken lassen. Sie bekommen dann auch später im Frühjahr ihre Lämmer.

Unsere Ziegen gehören der Rasse „Weiße Deutsche Edelziege“ (WDE) an. Im Alter von ca. einem Jahr, nach der ersten Trächtigkeit, werden die Ziegen zweimal am Tag, an sieben Tagen in der Woche gemolken. Die Ziegen lammen in der Herde, möglichst unter Aufsicht des Züchters, damit er bei Komplikationen eingreifen kann. Der Züchter notiert sofort die Abstammung und kennzeichnet gleich die Lämmer. Zunächst erhalten die Zicklein Halsbänder mit entsprechenden Anhängern. Später müssen sie bis zum 42. Lebenstag mit zwei identischen Ohrmarken gekennzeichnet werden. Eine davon muss elektronisch lesbar sein. Die amtlichen Ohrmarken werden von der Tierseuchenkasse jedem Betrieb zugeteilt.

Alle Milchziegen sind Herdbuchtiere, d.h. sie haben Abstammungspapiere, welche die Angaben über Eltern und Großeltern und deren Leistungen, enthalten. Die Milchleistung der Ziegen wird monatlich geprüft. Bei der Milchkontrolle wird festgehalten, wieviel Milch jede einzelne Ziege gegeben hat. Außerdem werden mit einer Probe die Inhaltsstoffe wie Fett und Eiweiß festgestellt.

Im Sommer laufen die Ziegen nach ihrer freien Wahl, Tag und Nacht auf der Weide, oder sie halten sich in Laufställen auf Stroh auf. Das ganze Jahr über werden die Ziegen mit Heu und Grassilage gefüttert. Getreide, angereichert mit etwas Sojaschrot und Mineralstoffen, bekommen sie im Melkstand. Bei milchgebenden Tieren ist es wichtig, dass sie mit einem Salzleckstein und frischem Wasser versorgt werden. Im Winter bleiben die Tiere im Stall. Während dieser Zeit werden gehackte Runkeln statt Gras gefüttert. Drei- bis viermal im Jahr müssen die Ziegenställe ausgemistet werden. Der Mist ist ein guter Dünger für die Felder. Heu, Grassilage, Runkeln und Gerste werden für die Ziegen selbst erzeugt.

Der Melkstand wird täglich zweimal genutzt. Sechs Ziegen können gleichzeitig gemolken werden. Hier bekommen die Ziegen als tägliche Futterration und zum Locken im Trog ihr Getreidefutter.

Im Durchschnitt gibt eine Ziege pro Tag drei bis vier Liter Milch. Das sind pro Ziege 1.000 Liter Milch in einem Jahr. Ziegen werden durchschnittlich 300 Tage im Jahr gemolken. In den Abstammungspapieren wird nur die Milchleistung von 240 Tagen ausgewiesen. Das macht man, um einfacher vergleichen zu können. Sechs Wochen vor dem Lammen werden die Ziegen trocken gestellt. Das bedeutet, dass sie nicht mehr gemolken werden.
Diese Ruhephase tut den Ziegen und ihren Lämmern gut. Die saisonale Brunst (im Herbst) und die „Trockenzeit“ ist der Grund dafür, dass es im Winter nur wenig bzw. keine Ziegenmilch gibt.

Der Ziegenbock steht ganzjährig im Stall. Das ermöglicht eine kontrollierte Zucht. Es wird mit zwei gekörten Böcken im Wechsel gezüchtet, so dass für die Töchter eines Bockes fremdes Blut zur Verfügung steht. Ein Bock wird demnach jährlich, oder nach zwei Zuchtjahren ausgetauscht.

Die Ziege ist saisonal brünstig, d.h. im Herbst, von August bis Dezember. Während dieser Zeit macht der Bock durch Meckern und penetranten Geruch auf sich aufmerksam.

Durch grundloses, auffälliges Meckern, Wedeln mit dem Schwanz, geröteter Scheide und verklebten Schwanz, zeigt die Ziege ihre Deckbereitschaft an. Noch am selben Tag wird die Ziege dem Bock zugeführt. Das nennt man „Sprung aus der Hand“. Nach dem Decken kommt die Ziege sofort in die Herde zurück. Die Brunst dauert zwei bis drei Tage. Hat die Ziege nicht aufgenommen, setzt die Brunst nach ca. drei Wochen wieder ein.

Der Bock kann auch zu einer getrennt gehaltenen Ziegengruppe gegeben werden. Dann kann nicht so genau gesagt werden, wann die Ziegen lammen. Ziegen tragen fünf Monate.

© Ziegenhof am Ströhn GbR
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